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Äthiopien – Rock (the) Churches – Lalibela

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Äthiopien - Rock (the) churches - Lalibela


New Jerusalem



Nach Addis Abeba geht es mit dem Flugzeug nach Lalibela, dem eigentlichen Grund, warum wir (besser gesagt: ich) Äthiopien als Reiseziel rausgesucht haben.

Die Felsenkirchen (Rockchurches), Äthiopiens Weltwunder standen schon immer auf meiner Bucketlist.


Der Flug dauert gerade mal 45 Minuten und kostet etwa 50 Euro por Person.

(Inlandsflüge gibt´s bei Ethiopian Airlines für den halben Preis, wenn man mit der äthiopischen Fluggesellschaft ins Land gereist ist.)

Besser als 15 Stunden mit dem Auto nach Neu-Jerusalem zu kurven, wie das kleine Nest im nördlichen Hochland auch genannt wird.


Abebe, den wir schon von zu Hause kontaktiert haben, holt uns vom 25 Kilometer entfernten Flughafen ab und bringt uns zu seinem kleinen Homestay.

Die letzen 200 Meter geht´s zu Fuß einen kleinen hügeligen Pfad zum Panorama B&B.

Unser Ruhepuls liegt bei hier bei 2500 Metern schon bei 100, bei der kleinen Strecke mit den Rucksäcken aufm Buckel steigert sich das auf Sprintniveau.


Die Unterkunft ist ein schnuckeliger Neubau mit 2 Zimmern, Gemeinschaftsbad, kleiner Chill-Ecke und genialem Ausblick vom halbfertigen Balkon auf die umliegenden Berge.

Nach dem Drecksnest Addis ist das 9000 Seelen Nest Lalibela für äthiopische Verhältnisse herrlich ruhig und sauber, zumindest in unserem Ecken.

Das gibt uns Hoffnung Äthiopien doch lieb zu gewinnen.


44.000 words of english



Die meisten Einheimischen Leben hier vom Tourismus, dementsprechend findet man auch auf Anhieb alles, was man braucht: Essen, Trinken und Kippen.

Wir finden auch schnell unseren Lieblingsplatz bei einer Kaffeetante, wo wir in den nächsten Tagen öfters abhängen, dem Treiben auf der Straße zuschauen und uns Amharisch beibringen lassen. Wichtigstes Vocabular: Guten Tag - Danke - brauch ich nicht - geh weg.


Vor allem die zwei Letztgenannten brauch man, um die Horden von Kids abzuschütteln, die dir entweder die Schuhe putzen wollen, dir Nibbes versuchen anzudrehen, einen neuen Fußball brauchen oder dich nach Geld, Wasser oder Cola anbetteln.

Bleichgesichter heißen hier immer gleich, entweder Ferengi (Ausländer) oder Money. Nicht nur in Lalibela, das wird dir in ganz Äthiopien nachgeschrien.


Am besten hat uns aber der Buchtrick gefallen: Für die Schule brauchen sie unbedingt eine Buch, dass sie sich nicht leisten können.

44 000 words of english, ein Englisch-Amharisch-Dictionary, für umgerechnet 5 Euro.

Aus Mitleid kauft der Ferengi dem gerührten Studenten das einzig verbliebene Exemplar aus dem Shop am Straßenrand und ist stolz, etwas für die Bildung und die Zukunft Afrikas geleistet zu haben.



Am nächsten Tag steht es wieder an der selben Stelle im Laden und wartet auf den nächsten Entwicklungshelfer.



Die Ausgabe ist aus dem Jahr 2000 und ist seitdem bestimmt schon hunderte Mal verkauft worden.

Von uns natürlich auch, immerhin ist der kleine Scheißer uns den ganzen Tag gefolgt und hat Silvi über Stock und Stein am Arm gestützt geführt wie´n altes Ömchen.

Besser so, wie nach Money zu kreischen oder dich anspucken und dir dann das Handy aus der Tasche ziehen.


Wenn die uniformierten Grundschüler dich auf dem Weg zur Schule erblicken, schnappen sie sich immer deine Hand und lassen sich von dir stolz zur Schule bringen.

Dort wirst du, wohl weniger von den Kleinen beabsichtigt, vom Direktor abgegriffen und bekommst eine Führung durch die Primary-School mit seinen 1000 Insassen, inklusive Demonstration des Klassenunterrichts mit anschließender Spendengala.


Auf der Suche nach funktionierendem Internet sind wir auch im bei Instagramern und Pauschalis beliebten Ben Abeba Restaurant vorbeigekommen.

Vom abgespaceten Baustil und der maroden Bausupstanz gleicht das eher einem Lost-Place.

Internet gab´s keines und Essen war wegen der wackligen Tische unmöglich.



Felsenkirchen von Lalibela




50 Euro ist der stolze Eintrittspreis für die Felsenkirchen in Lalibela.

Das toppt selbst den Taj Mahal in Indien.

Okay, damit ist der Eintritt für rund 800 Kirchen in Äthiopien inbegriffen, allerdings ist das Ticket nur 5 Tage gültig.

Inklusive Anreise wären das 15 Minuten für jede der 800 Kirchen.


Wir kannten den Preis ja schon im Vorfeld.

In verschiedenen Beiträgen unserer Bloggerkollegen heißt es, dass das Geld zur Erhaltung der Bauwerke dient und somit gerechtfertigt sei.

Also ganz sicher wird das Geld nicht zum Erhalt der Kirchen verwendet.


Mit denen wird genauso verfahren wie mit allen Bauwerken hier in Äthiopien:

Einmal errichtet wird nichts mehr daran gemacht.

Klar wurden Überdachungen zum Verlangsamen der Erosion über einigen Kirchen gebaut und Absperrungen mit Stacheldraht für doofe Touris aufgestellt, die überall jetzt kreuz und quer rumliegen.


Da ist mancher gesprengter Westwallbunker bei uns sicherer zu begehen.

Und bewegt man sich etwas Abseits der Pfade, auf denen die Pauschaltouri-Herden durchgetrieben werden, sind die Felsenkirchen so zugeschißen wie der Rest Äthiopiens.

Selbst der Friedhof neben Bete Giyorgis, der bekanntesten Felsenkirchen, war so vermint wie die demilitarisierte Zone in Korea.


Für alles was Bilder und Videos machen kann, außer Handys, wird jeweils nochmal umgerechnet 10 Euro abkassiert.

Mein Handy ist ja noch in Addis Abeba...

Und wenn´s geht bitte in Euro zahlen, einheimische Bir werden hier nicht gerne gesehen, wirft der Euro auf dem Schwarzmarkt doch mehr Profit raus.


Und für das Felsenkirchen-Museum, auf das man getrost verzichten kann, muß man auch noch extra blechen.

Auf einen Guide der am Ticket-Office lauernden Roudel hatten wir wieder keinen Bock und sind alleine losgezogen.

Der hätte nochmal 20 Euro gekostet.


Woher wir denn unsere Informationen zu der Geschichte der Kirchen herbekämen? Die verwunderte Frage des Ticket-Äthiopiers:

Aus dem Internet von zu Hause.

Insgesamt waren wir wohl an 2 Tagen zusammengerechnet 2 Stunden in den in nördliche, westliche und östliche Gruppe aufgeteilten Felsenkirchen unterwegs.


Davon ist bestimmt eine halbe Stunde für Schuhe aus - Schuhe an drauf gegangen.

Aber die 15 Minuten pro Kirche haben wir geschafft.

Die in den Tuffstein gehauenen Kirchen sind ganz schön anzusehen und der Status als Weltkulturerbe sicher gerechtfertigt.

Aber dafür 6000 Kilometer fliegen und über 100 Euro Eintritt zahlen ist es nicht wert.


Da liegt die Felsenkirche von Idar-Oberstein näher und die ist auch noch umsonst.

Ich glaube ich muß dringend die Bucket-Liste überarbeiten...

Auf den Fotos sieht mal wieder alles fantastisch aus und man glaubt zu Hause selber nicht mehr, dass es vor Ort nicht so beeindruckend war.



Degosach Eco Lodge




Von Kirchen die Schnauze voll wollten wir mal bisschen was anderes von Lalibela und Umgebung sehen.

In einem Travel-Laden haben wir uns für ein Schweinegeld 2 Übernachtungen in einem traditionellen Tukul inklusive Trekking zum 4200 Meter hohen Mount Abuna Yosef aufschwatzen lassen.

Silvi würde sagen, dass ich mir das aufschwatzen habe lassen...

Hört sich toll an: Leben wie und mit Einheimischen - kein Strom, kein Internet (also wie überall in Äthiopien) - traditionelles Essen bei Lagerfeuer und Tanzeinlagen der Bewohner.

Das alles für einen guten Zweck, die Dorfgemeinschaft mit deiner Kohle mit Saatgut und den Bau einer Schule unterstützen. Essen und Trinken, ein Guide der dir alles erklärt, die Tukul-Bewohner übersetzt und mit dir auf den Trek geht ist inbegriffen.


Ist das Wandern auch was für ex-sportliche Raucher aus dem Flachland? Natürlich, dort oben ist alles schön eben!

Den 8 stündige Aufstieg haben wir gegen Euro in einen Allrad eingetauscht, der uns bis unterhalb der Eco-Lodge bringt und so laut Aussage des Office-Managers den Aufstieg um 7 Stunden verkürzt. Der Abstieg sei easy, nur bergab. Zur Not kann man sich noch einen Esel zum Transport dazu mieten. Soviel zur Prospekt-Theorie.


Die Fahrt über abenteuerliche Pisten mit dem schwigenden Guide dauerte ungefähr eine Stunde, bis irgendwo angehalten wird, wir 2 Flaschen Wasser bekommen und die verbleibende Strecke laufen.

Also der Guide läuft, wir keuchen hinterher. Puls 180.

Wohin wissen wir nicht. Unser Führer kann anscheinend nur reden, wenn er angesprochen wird.


Irgendwann erkennen wir in unserem Tunnelblick ein paar Hütten, die Degosach Eco Lodge, die gefühlt noch 10 Kilometer weg stehen.

Dort angekommen erwartet uns zwei Einheimische, Seasite (wie auch immer das geschrieben wird) und seine Schwester, die uns begrüßen.

Seasite bringt uns zu zwei Stühlen am Abhang, auf denen wir hineinfallen und versuchen erst mal Luft zu bekommen.



Wie war das? Pro hundert Meter Höhe ab 2500 Metern 1 Prozent weniger Sauerstoff. Jetzt sind wir auf 3800 Metern.

Aber Hauptsache erst mal eine rauchen...

Silvi bekommt erst mal Kaffee in Altölkonsistenz.

Der wortkarge Guide ist verschwunden, steht im Schatten einer Hütte und labert ins Handy.

Warum telefonieren Äthiopier immer und überall?


Wir schauen uns die Bude der beiden Geschwister an und fragen Silent-Bob was abgeht.

Dem muss man alles aus der Nase ziehen. Bleiben wir hier, ist das unsere Unterkunft?

Er zeigt auf ein Tukul hundert Meter weiter.

Scheint ja zu bedeuten.


Es gibt Reis zu futtern, der richtig gut schmeckt. Später noch vom Übriggebliebenen Reissuppe.

Den Rest des Tages beziehen wir unser Tukul und wandern in der Gegend rum.

Das 360 Grad-Panorama ist beeindruckend. Das abenteuerliche Plumpsklo neben unserer Hütte auch, das Fäkalien sich so hoch türmen lassen, war mir nicht bewusst.


Abends wirds hier richtig kalt und in der Gemeinschaftshütte wird in einem alten Ölfass ein Feuerchen entzündet.

Der Rest der einheimischen Wohngemeinschaft trudelt nach und nach ein, wir werden freudig begrüßt und jeder hält ein Schwätzchen mit uns.

Wir verstehen nur nix und Silent-Bob macht keine Anstalten zu übersetzen.



Da wir vor lauter Qualm die Leute, die mit uns reden wollen und das traditionelle Spaghetti-Essen kaum noch sehen können gehen wir lieber vor die Tür.

Ist ja so schon kaum Sauerstoff in der Luft auf knapp 4000 Metern. Den Äthiopiern scheint das alles nichts auszumachen.


Da die Hütte immer mehr zur Räucherkammer mutiert, ziehen wir die kalte Luft unseres Tukuls einer Rauchvergiftung vor und verabschieden uns.

Wohl damit wir nicht erfieren, bekommen wir zwei Wärmflaschen mit auf den Weg. So liegen wir noch eine zeitlang eingehüllt in Decken mit Wärmflaschen im Freien und betrachten den Sternenhimmel, bis um uns alles gefriert und wir doch lieber ins Bett gehen.


Den nächsten Morgen beginnt Silvi mit Delly Belly, keine guten Voraussetzungen, um auf ein 10 Stunden Trekking zu gehen.

Wir beschließen, das ganze hier ob vorzeitig abzubrechen und wieder ins Tal nach Lalibela zurückzukehren.

Silent-Bob ruft irgendeinen Kollegen, der uns an der Straße wieder abholen soll.


Beim Abstieg treffen wir auf Seasite´s Schwester, die gerade aus einer Pfütze Wasser in ein Faß schöpft.

Jetzt wissen wir auch, warum Silvi´s Magen rebelliert.

An der Straße angekommen kommt irgendwann ein Krankenwagen angefahren und hält bei uns.


Haben wir da übertrieben, als wir dem Guide erzählt haben, dass es Silvi nicht so gut geht?

Aber anscheinend ist die Ambulanz gleichzeitig Taxi und es bringt uns wieder zurück nach Lalibela.

Die Degosach Eco Lodge war uns zuviel Öko, wir sind wahrscheinlich zu alt für sowas.



Fazit



Lalibela ist ein putziges Nest, in dem soetwas Ähnliches wie Entspannung bei uns aufgekommen ist.

Für uns das Highlight light einer sonst nervigen Reise durch Äthiopien.

Wobei die Felsenkirchen weniger der Grund dafür waren, sondern eher die netten Menschen, die wir dort kennengelernt haben. Nach 6 Tagen kennt man dort wirklich Jeden.


Eigentlich hätten ein oder zwei Tage in Lalibela ausgereicht.

Aber eigentlich wäre das für ganz Äthiopien genug gewesen...





31. März 2020
Äthiopien Lalibela Mogroach

Äthiopien – Rock (the) Churches – Lalibela

Lalibela, eine kleines Nest im Hochland Äthiopien´s ist bekannt durch seine Felsenkirchen, die in jahrelanger Arbeit in den Tuffstein gehauen wurden. Wir waren ein paar Tage dort...

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