Kaum fährt man mit seinem Wohnmobil auf Tour verschwört sich der komplette Verkehr gegen dich.
Sämtliche Fahranfänger, Opas mit Hut und 25 Kmh-Auto´s fahren die selbe Strecke wie du.
Jeder LKW wartet mit dem Überholen des noch langsameren Vordermannes auf der zweispurigen Autobahn solange, bis du am Berg genügend Schwung hast und kurz hinter ihm bist.
Außer dir hat einfach Jeder das Fahren verlernt! Nächstes Projekt ist doch die Kaliber 50 auf der Motorhaube. Selbst Staus bilden sich nur auf deiner geplanten Route... und dann auch noch auf der Ausweichstrecke. Das Navi hat sich auch gegen dich verbündet!
Da kann ich machen was ich will, das ungute Gefühl poppt in der Nähe von Schlagbäumen immer auf.
Vielleicht rührt das noch aus deutsch-französischen Schmuggler-Zeiten vor dem Schengen Abkommen her, heute wird jedenfalls nichts illegales mehr befördert.
Zumindest mal nicht wissentlich: kann sich ja unterm Wohnmobil ein syrischer Europa-Tourist oder ein albanisches Pulver-Paket festgeklemmt haben.
Im Grenzhäuschen sitzt meistens ein gelangweilter Gollum in Uniform, der nicht vorwärts macht oder ein übermotivierter Rambo-Verschnitt. Beide schauen dich und dein Knastbild im Reisepass so durchdringend an, dass du hoffst keine Ähnlichkeit mit irgend Jemandem auf der Fahndungsliste zu haben.
Unser Wohnmobil ist nun mal kein Offroader.
Viel Platz zwischen Boden und tiefstem Punkt der Karre, der ausfahrbaren Trittstufe, ist da nicht.
Und dann kommt´s schon mal vor, dass du auf einer Buckelpiste nicht weiter kommst und umdrehen musst.
Ein paar Zentimeter Abhilfe schafft da hoffentlich die Zusatzluftfederung, die bald eingebaut wird.
Campingplätze mit tausenden Parzellen, Dauerbespaßung und Full-Time-Service.
Wo du alles bekommst, den Platz erst überhaupt nicht verlassen und dein Geld hier in den Campingplatz-Sand setzen sollst.
Zur Identifikation als All-Inclusiv-Camper bekommst du noch Bändchen ums Handgelenk, farbig klassifiziert nach Stellplatzstandart.
Und der Protz-Camper sein Gold-Bändchen Jedem unter die Nase reibt.
Wohnmobile, aufgereiht wie Hühner auf der Stange. Du machst deine Tür auf und kannst direkt in Nachbar´s Vorzelt springen. Viele Wohnmobilisten stehen darauf sich in Wagenburgen zusammen zu rotten und mit dem Nachbarn auf Kuschelkurs zu gehen. Nix für uns. Wir haben lieber unsere Ruhe und stehen gerne für uns alleine. Was die Kuschel-Camper nicht nachvollziehen können... Das heißt aber nicht, dass wir nicht gerne auch mal mit auf ein Bier zwei, drei mit Anderen quatschen. Es gibt eben solche und solche...
Der Protz-Camper präsentiert seine 15 Tonnen schwere Drei-Achs-Lodge erst mal ein paar Runden über den Campingplatz, um den hochverdienten Neid der anderen Rentner zu ernten.
Der wird aber schnell wieder verspielt beim Versuch mit Hilfe seiner wild winkenden Botox-Uschi das Gefährt auf den Stellplatz zu manövrieren.
Um die Brust wieder anschwellen zu lassen wird danach schnell der Smart aus der Heckklappe gefahren, während Mutti mit dem ersten Gläschen Dom Pérignon zur Nachbarschaft rennt und erzählt, dass sie ja eigentlich ja kein so großes Wohnmobil wollten, aber es sooooo toll ist! Der Protz-Camper bleibt auch meist Wochen auf dem All inclusive-Campingplatz , weil er mit dem Teil sonst nirgends hinkommt und sich die Peinlichkeit seiner nicht vorhandenen Fahrkünste ersparen will.
Der Hippie-Camper fährt einen Selbstausbau irgendeines museumsreifen Vehikels.
Da er voll nachhaltig ist, ist der Innenausbau vom Sperrmüll und der Hund aus einer griechischen Tötungsstation, die Klamotten aus dem Altkleidercontainer und die Beifahrerin aus ´ner sozialen Unterschicht.
Er ist Mitglied beim Flüchtlingshilfswerk, Greenpeace und Seashepherd-Supporter, bohrt Brunnen auf seiner Dauerreise finanziert durch Spendenaufrufe auf seiner Webseite und hat eine Rasierer-Phobie.
Dem Protz-Camper ist er mit Verachtung freundlich gegenüber, wobei er doch insgeheim auch neidisch auf das riesige potenzielle Blockadefahrzeug ist.
Hippie-Camper teilen auch oft die Gene des Besserwisser-Campers.
Der Besserwisser-Camper ist ein wahres DIY-Mechanikergenie. Vom Hanomag bis zum Ducato hat er schon alles mit bloßen Händen repariert und gefahren.
Er kennt jeden Campingplatz östlich vom Bosporus mit Namen, Preisen und umgebenden Restaurants.
Seinen Führerschein und ersten Erfahrungen mit Camping hat er auf dem Weg nach Stalingrad gemacht und seine Hilde auf dem FKK-Strand an der mecklenburgischen Ostseeküste kennengelernt.
Bei Erzählungen seiner hundertjährigen Campergeschichte können wir nur bewundernd staunen und unsere völlige Planlosigkeit mit zustimmendem Nicken überspielen.
Trifft der Besserwisser-Camper auf den Protz-Camper ist Letzterer spätestens am nächsten Morgen verschwunden.
Auf jedem Campingplatz gibt es ihn: den Sheriff-Camper. Ist er irgendwo länger als eine Nacht, fällt die nähere Umgebung automatisch unter seinen Zustängigkeitsbereich und er setzt seine Regeln über Hygiene, Nachtruhe, Stellplatznutzung und anderen teutonischen Ordnungsfanatismus pedantisch durch.
Als Dauercamper auf seinem Stammcampingplatz, wo er mit seiner Helga schon seit den Sechzigern hinfährt ist der Sheriff-Camper schon längst Eigentümer-Stellvertreter.
Der Party-Camper ist vor allem auf Festivals und nur in Gruppenstärke anzutreffen.
Seinen Stellplatz kann man im Meer der Wohnmobile schon von Weitem an der Geräuschkulisse aus gutturalem Gegröle, überdrehter Musik und Kotzerei orten.
Hat man das Glück in direkter Nachbarschaft der vermüllten mobilen Soundstation zu parken, macht man schnell Bekanntschaft mit einem der altersdurchschnittssenkenden Wohnmobilisten.
Ständig wir dein Vorzelt als Abkürzung zur gegenüber liegenden Urin-Hecke missbraucht, wobei lallend der aktuelle Alkoholpegel und die obligatorische Einladung zur Nachbarschafftsfeier durchgegeben wird.
Dem Party-Camper sind Nachtruhe und Rücksichtnahme Fremdwörter, die ja nur im Vokabular von Spießbürgern vorkommen.
Der Familien-Camper ist mit seinen vier antiautoritär erzogenen Bälgern unterwegs und vorzugsweise auf All inclusive-Campingplätzen anzutreffen.
Die Erziehungsüberforderung fängt morgens um fünf Uhr an und endet nachts um 12 Uhr.
Während Mama und Papa das Spieleparadies vorm Camper aufbauen, terrorisieren die Daltons die ganze Nachbarschaft. Und die finden das "ganz toll. Sind die alle so süß und lebhaft!".
Ich bin bekennender Schön-Wetter-Camper.
Gepflegte 25 Grad aufwärts sollten es schon sein, da stört auch ein wenig Wind nicht mehr.
Regen ist ja mal okay, aber auf Dauer macht´s die Laune mies. Und sich dann immer im sechs Quadratmeter Wohnklo zu verrammeln ist ja auch nicht Sinn und Zweck so einer Reise.
Du fährst dann der Sonne hunderte Kilometer hinterher... und kommst zu Hause an, weil nur dort schönes Wetter ist.
Nach langer Fahrt am Ziel deiner Reise endlich angekommen und du stellst fest: der Kühlschrank ist leer.
Hättest mal besser an einem der dutzend Supermärkte angehalten, an denen du vorbei gefahren bist. Jetzt wieder in Ermangelung eines sekundären Fortbewegungsmittels alles wieder ins Wohnmobil einpacken kommt nicht in Frage. Also auf gut Glück los latschen und hoffen, dass Zivilisation in der Nähe ist.
Da wünscht man sich ein All inclusive-Campingplatz...
Irgendwann hat die Thetfordkassette ihre Kapazität ausgereizt und schreit nach Entleerung.
Auf vielen Campingplätzen kein Problem, da gibt´s Chemie-Toiletten. Das Problem dort ist dann meistens der Vornutzer mit seiner Treffsicherheit, der sein Kunstwerk gerne der Nachwelt hinterlässt. Steht man frei wird´s dann schon schwieriger.
Wir benutzen nur biologischen Sanitärzusatz, wäre also eigentlich kein Problem das in den Gulli zu schütten, aber sag das mal dem militanten Umweltschützer, der in dem Moment gerade vorbei kommt.
Auf Festivals ist das auch immer so eine Sache. Entweder wird da an Entsorgungsstationen überhaupt nicht gedacht, wenn doch ist die eine Station für 1000 Wohnmobile zwei Kilometer entfernt vom Stellplatz.
Jedenfalls ist das der einzige Ort, wo ich froh bin wenn der Scheiss dünnflüssig rauskommt.
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9 Comments
Einfach herrlich.
🙂
Bei den Camper-Typen habt ihr eine Klientel völlig vergessen, wobei die auch überall anzutreffen ist:
Ja welchen denn, Tim? 🙂
21.
…wenn Dir der 3,5-Tonner-Fahrer 20 Minuten lang die Ohren volllabert, warum man kein schwereres Womo braucht und man muss ja nur ein bisschen Disziplin halten…. und dich sofort darauf nach deinem Werkzeugkasten, deiner Ausziehleiter und deiner 50-m-Verlängerung für den Stromanschluss ansaugt!
😉
Brillant aufgelistet ! Wir müssen leider zugeben uns in einigen Punkten zumindest in Ansätzen
wiederzuerkennen ! Seit Jahren sind wir ausgestiegen, haben aber vieles recht spiessiges beibehalten, weil wir aus unserer Haut nicht raus können. Vielleicht ist das aber auch der Grund, warum wir es so lange durchgehalten haben.
Danke…!
Silvi und ich passen zeitweise sicher auch in einige der Kategorien rein oder werden von Campergenossen so gesehen 🙂
Aber cool, dass ihr es geschafft habt auszusteigen…. wir sind erst beim einsteigen angekommen!
“Die Karre klappert überall” – das wohl bescheidenste Gefühl, das es gibt, wenn man sich mitten im Nirgendwo befindet und genau weiß, dass man noch x Kilometer vor hat. Ich weiß genau, was ihr meint und wie es euch dann geht. Meine guatemaltekische Karre hat das Wochenende in der Werkstatt verbracht.
Bekommste endlich die Panzerung und die Vollautomatische eingebaut…?