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Äthiopien – Region Tigray – Mo` Money

Äthiopien Lalibela Mogroach
Äthiopien – Rock (the) Churches – Lalibela
31. März 2020
Seychellen – Chateau Martha
31. März 2020
Äthiopien Lalibela Mogroach
Äthiopien – Rock (the) Churches – Lalibela
31. März 2020
Seychellen – Chateau Martha
31. März 2020

Mo´Money


Region Tigray



Eigentlich wollten wir in Lalibela das Experiment Äthiopien schon vorzeitig abbrechen und früher auf die Seychellen fliegen.

Wir haben nicht daran geglaubt, dass anderen Orte unsere bisher gefasste Meinung vom Land of the Origin ändern werden.

Ein äthiopischer Guide und ein deutsches Paar, mit denen wir gequatscht haben, haben uns aber so von Mek´ele und der Region Tigray so vorgeschwärmt, dass wir dem Land am Horn von Afika noch eine Chance geben wollten.

Gebucht haben wir dann einen Flug nach Axum, um von dort dann per Auto nach Mek´ele rüber zufahren.

Axum



Zwei Übernachtungen sind wir in Axsum oder Aksum geblieben.

Mit einem Tuktuk, hier in Äthiopien heißen die Dinger Bajaj, haben wir die Attraktionen hier abgeklappert.

Das einzigse Sehenswerte ist der Stelenpark may hedja mit seinen riesigen Obelisken, UNESCO Weltkulturerbe, die hier vor etwa 1700 Jahren aufgestellt wurden.


Bei dem größten Monolithen mit seinen 520 Tonnen hat das nicht so geklappt, der ist bei seiner Aufstellung wohl direkt umgefallen und liegt seitdem zerstückelt am Boden.

Um die Kirche der Heiligen Maria von Zion nebenan, die heiligste Kirche in Äthiopien, laufen tausende in weiß gekleideter orthodoxen Christen ihre Runden. Wir ziehen unsere Runde um die Kirche auf der Suche nach kaltem Cola.


In einer Kapelle der Kirche befindet sich angeblich die Bundeslade mit den Steintafeln der 10 Gebote.

Zu sehen bekommt die aber Niemand, nur ein Priester, der sich verpflichtet hat die Truhe sein Leben lang zu bewachen, darf sich in der Kapelle aufhalten.

Verlassen darf er das Gelände nie.

Das Dach der Kapelle undicht und nebenan wird ein neues Gotteshaus für die Lade gebaut.

Irgenwann muss der Priester das Allerheiligste dann rüberschaffen.

Wie er das wohl schafft, wo die Bundeslade doch ganze Berge einebnen, ganze Armeen töten und eine einzigste Berührung dich töten kann...?

Der Palast der Königin Saba aus dem 10. Jahrhundert vor Christus hingegen ist eine Anhäufung von zugekoteten Mauerresten, die wohl nur Archäologen und Ruinenfans vom Hocker hauen.


Genau wie die King Ezana's Inscription, einem Stein mit Inschriften in 3 verschiedenen Sprachen oder die Gräber von Kaleb und Gebre Meskal.

Bessere Pipi-Stops, mehr nicht.

Unser Highlight an diesem Tag ist dann der Cheeseburger abends in einem Restaurant.


Wir organisieren dann für den nächsten Tag noch einen Fahrer um nach Mek´ele zu kommen.

Bei harten Verhandlungen mit einem Tour-Manager, die einige Bierchen dauern (übrigens ist das Bier aus Äthiopien echt lecker), drücken wir den Preis für einen privaten Transport in die Hauptstadt der Region Tigray soweit, dass unser Gegenüber bald kotzt.


I need more money.

Wir feilschen mit ihm noch über den Preis einer Tour in die Danakil-Senke, rein zum Spaß. Denn die Tour haben wir schon vorm Urlaub von der To-Do-Liste gestrichen.

Zwischen 300-500 Euro pro Person zu zahlen, um bei 50 Grad stundenlang eingepfercht mit anderen Neckermanns in maroden Jeeps durch eine lebensfeindliche Wüste zu fahren, bei einer Übernachtung unter einem aktiven Vulkan giftige Dämpfe einzuatmen und aufgrund schlechter Witterung den Lavasee dann doch nicht zu sehen, war uns dann doch zu viel Asche.

Auf unsere hartnäckigen 100 Euro pro Person geht er dann auch sowieso nicht ein.

I need more money.


Mek´ele





Unser Fahrer für den nächsten Tag ist ein lustiges Kerlchen.

Auf dem Weg nach Mek´ele, die normalerweise um die 5 Stunden dauert, machen wir ab und an mal an schönen Stellen halt.

Er schafft die Strecke dank seiner 120 Km/h innerorts mit Stops in 4 Stunden, Respekt bei den Strassenverhältnissen hier.


Nicht ohne ein paar Beinaheunfällen mit Esel, Ziegen oder Kindern auf der Straße. Kein Problem, Jesus fährt ja mit.

So kommen wir auch an der Stelle, wo die Schlacht von Adua stattfand vorbei.

Und dann noch am Datum des Jahrestages, als die Äthiopier 1896 den Italienern hier eins auf den Sack gegeben haben.


Würde es uns hier besser gefallen, wenn die Italiener damals gewonnen hätten?

Als einzigstes Land in Afrika wurde Abessinien, das heutige Äthiopien nie kolonialisiert, worauf die Einheimischen ziemlich stolz sind.

Hatte nie einer der europäischen Lobby-Gruppen außer den Italienern so Recht Interesse an dem Land.


Mek´ele versprüht auf anhieb den Charme von Addis Abeba und wir bereuen direkt, nicht früher auf die Seychellen umgebucht zu haben.

Der Eindruck wird beim ersten Sightseeing noch vertieft. Da unser Fahrer hier in Mek´ele auf Kundschaft warten muss und einen Tag Leerlauf hat, machen wir mit ihm einen am nächsten einen Ausflug in die Umgebung.

Nicht ohne vorher den Preis gut runterzudrücken.


Tigray ist bekannt für seine zahlreichen Felsenkirchen in Bergen und Hügeln, die aber nicht wie die Kirchen in Lalibela in die Tiefe sondern die Horizontale gebuddelt wurden.

Um einige der Kirchen zu erreichen bedarf es Schwindelfreiheit und einer Portion Todessehnsucht.

So zum Beispiel Abuna Yemata, wo sich Influencer für´s perfekte Instagrambild gerne hochquälen .


Wir hatten keine Lust, von einem 100-jährigen Mönch an einem Seil gesichert steile Felspassagen hochzuklettern, der nachher wieder die Hand aufhält, um dich in seine bemalte Höhle reinzulassen.

Generell wollten wir keine Kirche mehr sehen und haben dem Fahrer auch mitgeteilt, dass er da einen Bogen drum machen soll.Dumm nur, dass es hier sonst nicht viel zu sehen gibt.


Die Landschaft ist schön und beeindruckend, die Ruhe ausserhalb äthiopischer Städte herrlich, nur als Ferenji (Ausländer) schwer zu genießen.

Kaum kommt der wandelnde Geldbeutel um die Ecke, taucht in tiefster Natur ein zertifizierter Guide hinter einem Busch hervor, der dich irgendwo hinführen will. Und Dank seines Ethio-Music-Klingeltones und dem certificated-Guide-Mandra ist es vorbei mit Ruhe und Genuss der Natur.



Als der Pseudo-Guide gerafft hat, dass wir kein Interesse an einem Führer haben und nix mit Mo´Money ist, wird der immer unfreundlicher und nervender.

Bis Silvi der Geduldsfaden gerissen ist und ihn mit gleicher Freundlichkeit verscheucht hat.

Der nächste Guide, der aus dem Busch im nächsten Dorf gehüpft ist, war freundlicher und weniger penetrant.

Sein Handy aber schon.


Dem sind wir dann mal nach zu einer Felsenkirche.

Der Guide ruft den örtlichen Priester an, damit der die Höhle aufsperren und den übertiebenen 150 Bir Eintritt abkassieren kann.

Mit einer Bierfahne angekommen streckt er ohne Gruß die Hand zu mir aus und reibt den Daumen an Mittel- und Zeigefinger.

Mo´Money!


Der Guide übersetzt die Geste mit 200 Bir Eintritt pro Person.

Ich bin schon angepisst vom Auftritt des angeblichen Priesters und sage es gibt nicht mehr wie die üblichen 150 Bir.

Der Priester ergänzt die Fingergeste mit Kopfschütteln und der Guide übersetzt wieder mit 200 Bir.


Kein Bock mehr auf Mo´Money-Diskussionen stecken wir dem Gottesmann für sein Kommen und sein nächstes Bier einen Fünfziger in die Hand und lassen beide an der verschlossenen Felsenkirche stehen. Auf unserer Tour kommen wir noch in der Stadt Wukro an der Grenze zur Danakil-Senke vorbei, in dem gefühlte 5000 Hotels aus dem Boden gestampft werden.

Alle für zahlungswilligen Touristenmassen, die in Jeep-Karavannen in die Wüste gekarrt werden.



Fazit



Axum ist mit seinen Obelisken einen kurzen Stop auf der Durchreise wert.

In Mek´ele gibt´s nun wirklich nichts Sehenswertes und Schönes.

Abgesehen vom Karibu-Kitchen-Restaurant, das wie eine grüne Oase inmitten einer Betonwüste wirkt und es leckere Pizza gibt. Wird man wie das deutsche Pärchen für ein Schweinegeld mit Privatguide an rausgeputzten Stellen durchgeschleust, kann bestimmt ein anderer Eindruck entstehen.

Uns hat es dort so gut gefallen, dass wir am letzten Tag einfach im Hotel gegammelt haben, um die restliche Zeit bis zum Abflug nach Addis Abeba totzuschlagen.


Unsere Unterkunft hatte zwar ab und zu kein Wasser, aber dafür immerhin einen Fernseher.

Den haben wir im Urlaub noch nie gebraucht, aber zwischen den Stromausfällen hat er uns auf den neusten Stand der Dinge in der Welt gebracht.

Da haben wir auch das erste Mal von der Corona-Krise gehört...

Will man in die Danakil-Senke oder irgendwelche Felsenkirchen hochkraxeln, kommt man um Mek´ele nicht vorbei.


Ansonsten lohnt ein Besuch nicht wirklich. Aber das ist auch unsere Meinung für ganz Äthiopien.

Das angeblich beste Essen Afrika´s haben wir hier genauso wenig gefunden, wie die zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Freundliche Menschen, die nicht gleich auf dein Portemonnaie schielen haben wir getroffen und schätzen gelernt.

Aber für die Meisten ist man der Ferenji mit dem Namen Money, dem unterkühlt und mit wenig Respekt begegnet wird.

Vielleicht verständlich für ein Land, in dem die Mehrheit unter der Armutsgrenze leben. Aber in über 20 Jahren Reisen durch ebenso bettelarme Länder hatte ich noch nie so den Eindruck, fehl am Platze und unwillkommen zu sein wie in Äthiopien.

Und um den Gutmenschen und ihren liebevollen Kommentaren und Mails zu diesen Beiträgen vorzugreifen:

Vielleicht liegt es aber auch an mir, der im Alter größer werdenden Kompfortzone und sinkender Toleranzschwelle.

Unser erster Trip auf den afrikanischen Kontinent war ein Abenteuer, das nicht postiv in Erinnerung bleiben wird.

Spaß hatten wir trotzdem, kommt ja immer darauf an, was man daraus macht!

Eines nehmen wir aber wieder mit zurück:

Dahemm isses am Schinschde.

Und die Erkenntnis nach Äthiopien:

Die nächsten Touren werden wir mit unserem Wohnmobil in Europa machen.




31. März 2020
Äthiopien Lalibela Mogroach

Äthiopien – Rock (the) Churches – Lalibela

Lalibela, eine kleines Nest im Hochland Äthiopien´s ist bekannt durch seine Felsenkirchen, die in jahrelanger Arbeit in den Tuffstein gehauen wurden. Wir waren ein paar Tage dort...

1 Comment

  1. Manu sagt:

    Autsch! Mehr fällt mir da gerade nicht zu ein! Autsch, autsch, autsch! Das hätte ich wahrlich nicht erwartet… und das beim vorerst letzten Urlaub für 2020. LG aus der guatemaltekischen Quarantäne, Manu

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